Heimvorteil? Digitale Transition im Lokaljournalismus

Ergebnisse der Studie von Medienhaus Wien und fjum_forum journalismus und medien wien zu Arbeitsbedingungen und digitalen Veränderungen in Österreichs Regionaljournalismus.

Das Medienhaus Wien hat bei Lokaljournalisten in ganz Österreich nachgefragt: Wie arbeiten sie? Wo sehen sie Herausforderungen und wie beurteilen sie die Zukunft der Branche? Kernstück der Studie war eine Online-Befragung von 185 österreichischen Lokaljournalisten Ende 2017. Die Studie beschränkte sich auf Printmedien und ihre Online-Kanäle, lokale TV- und Radiojournalisten waren nicht Gegenstand der Untersuchung (vor allem, um die Vergleichbarkeit mit der US-amerikanischen Studie von Professor Damian Radcliffe und Professor Christopher Ali/Tow Center für Journalismus an der Columbia Universität aus 2017 zu ermöglichen).

1. Digitalisierung

Journalisten verbringen mehr Zeit und Anstrengung mit Aufgaben im Bereich Online. Die Arbeit für Print ist aber nicht weniger geworden.
  • 81 % der Befragten sagen, ihr journalistisches Arbeitspensum ist in den letzten 5 Jahren mehr geworden (nur 2 % sagen, es ist weniger geworden)
  • Wenn man die Details betrachtet, zeigt sich: Der Aufwand für Online ist in den letzten 5 Jahren bei 83 % der Befragten mehr geworden. Der Aufwand für Print ist bei 45 % ebenfalls mehr geworden, bei 43 % gleich geblieben (und nur bei 9 % weniger geworden; 3 %: keine Angabe/weiß nicht)

2. Qualität und Recherche

Mangel an Ressourcen (Zeitdruck, ungelöste Finanzierungsfragen) wird als Bedrohung für die journalistische Qualität wahrgenommen. Als große Herausforderung sehen viele Befragte den Kampf um Aufmerksamkeit und die Abgrenzung gegenüber nicht-journalistischen Inhalten im Netz. (Abgrenzung wird vor allem gegenüber Social Media gesucht, wo jeder Inhalte posten kann, wo viel Unrichtiges oder Unvollständiges kursiert, Stichwort: „Fake News“.)

3. Optimismus

Lokaljournalisten sind optimistisch in Bezug auf ihren eigenen Job; vor allem aber, wenn es um die Zukunft ihrer Branche geht.
  • 19 % denken, ihr eigener Job sei „sehr sicher“, 72 % sagen, er sei „eher sicher“.
  • Die Zukunft von Lokalmedien allgemein schätzt kein einziger Befragter/keine Befragte als „sehr negativ“ ein! 94 % beurteilen die Zukunft von Lokalmedien als „sehr positiv“ oder „eher positiv“.
Auch in der US-amerikanischen Vergleichsstudie (Radcliffe/Ali 2017) gaben 61% an, „sehr“ oder „eher positiv“ über die Zukunft von Lokalmedien zu denken, ein Drittel (34%) war „eher“ oder sogar „sehr negativ“ eingestellt.

Fazit

 
  • Das Arbeitspensum im Lokaljournalismus wird immer mehr, vor allem, weil Online-Kanäle mitbespielt werden müssen.
  • Lokaljournalisten sind vor dem Hintergrund von Digitalisierung und Web 2.0 auf der Suche nach Professionalisierung und ihrer neuen journalistischen Rolle – dem, was lokaler Journalismus im Netz ausmacht.
  • Lokaljournalisten sind deutlich davon überzeugt, dass ihre Tätigkeit auch unter digitalen Rahmenbedingungen eine gute Zukunft hat.
  Studienleitung: Dr. Andy Kaltenbrunner, Mag. Sonja Luef (Medienhaus Wien)