„Der Standard“ feierte 30er in bester Laune

Volle Hallen für einen runden Geburtstag: Bei der 30-Jahr-Feier des „Standard“ stellten sich am Donnerstagabend Hunderte Gäste ein, um der von Oscar Bronner 1988 gegründeten Zeitung zu gratulieren. Politikkritische Worte Bronners wurden ebenso bejubelt wie der neue Claim der Zeitung mit „Haltung“ und das neue Logo. Lacher erntete Florian Scheuba, der seine Laudatio als Kabarett-Einlage gestaltete.

„Guten Abend, mein Name ist Oscar Bronner“, begrüßte der Zeitungsgründer und Herausgeber die Gratulanten in den Gösserhallen in Wien-Favoriten mit seinem bekannten Werbe-Spruch. „Dieses Projekt war immer wieder gefährdet“, der „Standard“ sei mehr als einmal „totgesagt“ geworden, blickte Bronner in die Gründungszeit zurück: „Nur wenige Menschen hätten vor 30 Jahren gewettet, dass diese Feier heute stattfinden wird.“

Er sei damals angetreten, um das Qualitätsniveau der österreichischen Medienlandschaft zu heben: „Ich denke, dass das Qualitätssegment der österreichischen Medien in den letzten 30 Jahren tatsächlich besser geworden ist“, so sein Fazit heute. „Aber was die Gesamtsituation betrifft, habe ich die Rechnung ohne die Politik gemacht.“ Diese habe mit Steuergeldern „freihändig“ die Gründung und Existenz von Boulevardmedien ermöglicht: „Gelder, die ein Mehrfaches der gesetzlichen Presseförderung ausmachen.“ Die Politik habe so dafür gesorgt, dass das „Gesamtniveau“ von Österreichs Medien weiter gesunken sei. Und habe zugleich profitiert: „Populistische Medien fördern populistische Politik“, prangerte Bronner eine „systematische Verblödung“ an.

Die FPÖ-geführten Ministerien hätten mit Regierungsantritt übrigens sämtliche Anzeigen im „Standard“ gestrichen, berichtete der Herausgeber. Aber: „Wir haben in 30 Jahren schon mehrere Anzeigenboykotte erlebt. Auch dieser wird an der Haltung des Standard nicht ändern“, erklärte er zu großem Jubel und Applaus.

„Der Haltung gewidmet“ ist auch der neue Claim der Zeitung. Dies sei „unser zentrales Versprechen, es prägt uns seit 30 Jahren, und darauf sind wir stolz“, sagte Verlags-Vorstand Alexander Mitteräcker. Seit Donnerstagabend online und in der Freitagsausgabe erstmals in Druck ist das neue gemeinsame Logo. „Wir haben erkannt, dass die Produkte sehr wohl unterschieden werden, die Marke allerdings nicht“, so Mitteräcker. Die Domain-Endung .at für die Online-Marke, die „Rolle“ aus Papier für Print seien nicht mehr zeitgemäß.

Mitteräcker hob die Leistung der „Standard“-Mitarbeiter hervor. Wenn die Zeitung mitunter als „Gallisches Dorf“ in der heimischen Landschaft firmiere, dann seien viele der Kollegen wohl „mit einem Zaubertrank gestärkt“. Der Vorstand begrüßte überdies Abonnenten der ersten Stunde, die ebenso geladen waren wie die aktivsten Online-Community-Mitglieder. An die Vertreter der Werbebranche appellierte er: „Widmen Sie ihr Medienbudget weiter und verstärkt der Haltung.“

Die Jubiläumsausgabe am Freitag ist mit 216 Seiten „die umfangreichste aller Zeiten“. Die Titelseite wurde gestaltet vom Medienkünster Peter Weibel, mittels „Augmented Reality“ multimedial.