Früherer „Presse“-Chef Thomas Chorherr verstorben

Thomas Chorherr, langjähriger Chefredakteur und Herausgeber der „Presse“, ist am Sonntag im Alter von 85 Jahren gestorben. Das teilten die Zeitung sowie sein Sohn, der Wiener Grün-Politiker Christoph Chorherr, in seinem Blog mit. Der aktuelle „Presse“-Chef Rainer Nowak lobte ihn gegenüber der APA als jemanden, der „mit Haut und Haaren Presse-Journalist und -Chefredakteur“ gewesen sei.

Am 27. November 1932 als Sohn des Wiener Kaufmanns Otto Chorherr geboren, startete Thomas Chorherr seine journalistische Laufbahn schon während seines Jusstudiums in Wien. 1950, im Jahr seiner Matura am Akademischen Gymnasium, begann er als Lokalreporter beim „Neuen Österreich“. 1951/52 schaltete Chorherr dann ein Studienjahr als Fulbright-Student an der Ohio Wesleyhan University in den USA.

Doch der Journalismus ließ ihn nicht los: 1952 und 1953 betätigte er sich als Editor in der Presseabteilung der US-Mission for Economic Cooperation; 1953 bis 1955 kümmerte er sich als Redakteur um die außenpolitische Berichterstattung der Wiener „Weltpresse“, ehe er mit 1. Februar 1955 zur „Presse“-Mannschaft stieß, wo er fortan gegen den sprichwörtlichen Untergang des Abendlandes anschrieb.

Bei dem Wiener Großformat führte Chorherrs Weg vom Lokalredakteur – inzwischen war er zum Dr. jur. promoviert – zum Ressortchef für Chronik und Lokales (1957 bis 1967) über die Ressortleitung für den Hintergrundteil auf der Seite 3 zum innenpolitischen Ressortchef (zwischen 1970 und 1973). 1973 avancierte Chorherr zum stellvertretenden Chefredakteur der „Presse“, am 1. Oktober 1976 schließlich zum Chefredakteur. Diese Position behielt er vorerst auch nach einer schweren Gehirnblutung am 13. Oktober 1993.

Im März 1995 wechselte er in die Funktion des Herausgebers, die er bis März 2000 wahrnahm, als er in den Ruhestand trat. Bis zuletzt war er „seiner“ Zeitung als Autor verbunden. Er wurde unter anderem mit dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse ausgezeichnet, seit 1992 trug er den Berufstitel Professor.

„Er war ein Journalist aus dem Bilderbuch“, so Nowak über Chorherr, „kein Schreibtischtäter, sondern einer, der hinausgeht. Er war unglaublich neugierig und unglaublich geschichtenorientiert.“ Sein Vor-vor-vor-Vorgänger als Chefredaktuer der „Presse“ habe sich stets seinen Humor bewahrt und sich auch über sich selbst lustig machen können. Chorherr sei ein Konservativer, ein Bürgerlicher gewesen, so Nowak. Den Wandel der „Presse“ zu einer liberaleren Zeitung habe er jedoch „mit Grundsympathie“ verfolgt.

Politiker der ÖVP reagierten betroffen auf die Nachricht vom Tod Chorherrs. Auch der Presseclub Concordia, dessen langjähriger Vizepräsident Chorherr war, würdigte den konservativen Journalisten. Bewegende persönliche Worte fand Chorherrs Sohn Christoph.

„Heute ist mein Vater gestorben. Jetzt möchte ich über ihn erzählen“, so Christoph Chorherr in seinem Blog (). Sein Leben lang habe dieser ein guter Vater sein wollen, so der Wiener Grünen-Gemeinderat: „Er hat mir immer meine Meinung gelassen, und mich als Sohn voll akzeptiert und geliebt. Völlig unbeschadet politischer Differenzen.“

Tief betroffen zeigte sich Gernot Blümel, Medienminister und Wiener ÖVP-Chef. „Thomas Chorherr war mehr als 60 Jahre Journalist mit Leib und Seele und er hat diesen Beruf oder viel mehr diese Berufung auch bis zuletzt ausüben können“, betonte er: „Als Doyen der Journalisten hat er unsere Medienlandschaft maßgeblich geprägt.“ Beileidsbekundungen kamen auch von Generalsekretär Karl Nehammer und vom ÖVP-Delegationsleiter im EU-Parlament, Othmar Karas.

Der Präsident des Presseclub Concordia, Andreas Koller („Salzburger Nachrichten“), würdigte Chorherr als „einen der Großen des österreichischen Journalismus“. Seine journalistische „Pranke“ sei legendär gewesen, sein Gespür für die Themen der Zeit beispielhaft, sein Urteil unbestechlich. „Er prägte ganze Generationen österreichischer Journalisten“, sagte Koller.