Analog: Dialog.

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Jürgen Zietlow, Unternehmensinhaber druckbesser.de GmbH & Co. KG

Papier ist als Kommunikations-, Gebrauchs- und Verpackungsmaterial so stark wie nie zuvor. Wir haben recherchiert und gestaunt.

Eine Zeit lang hieß es wenig selbstbewusst etwa „Print lebt“ – ein ängstlicher Slogan, durch die Sorge motiviert, dass digitale Medien bedruckte im großen Stil ersetzen. Digitale Euphorie und Begriffe wie Digitales Marketing oder künstliche Intelligenz wurden durch digitale Euphorie pauschal glorifiziert, blieben jedoch nur Headlines, unter denen jeder etwas anderes versteht.

Der Begriff Digitales Marketing ist zu differenzieren: Digital erfolgreiche Bereiche sind digitale Organisation (z. B. CRM-Systeme) und digitale Kommunikation (z. B. Newsletter, Content-Marketing, Social Media, Blog). Digitale Direktwerbung dagegen ist für viele zunehmend enttäuschend. Hier sind die Preise laufend gestiegen, die Streuverluste gewaltig und die Empfänger digitaler Werbebotschaften mehr denn je eilig und flüchtig unterwegs: Ein Wisch auf den Displays – und weg! Digitale Botschaften verlieren sich und Besucher kehren viel seltener zu Inhalten zurück als bei analogen Medien.

An der Schwelle zu den 2020er- Jahren ist klar: Besonders im Marketingsegment Werbung hat sich Papier als Träger von Informationen gegenüber digitalen Medien nicht nur behauptet, sondern seine Führungsrolle ausgebaut. Nur einige Beispiele:

• Papier punktet im Marketing durch multisensorische Eigenschaften, denken wir an edle Substrate mit besonderer Haptik, an Prägungen, Veredelungen und Funktionen (z. B. drehen, ziehen, schieben, rubbeln, reißen) – und durch seine variable Größe: Aktuelle Studien zeigen, dass Käufer im digitalen Umfeld große Desktop-Bildschirme den kleinen Smartphone-Screens vorziehen, da sie im Kaufprozess mehr sehen und Produkte vergleichen möchten – das spricht besonders auch für Print im Marketing.

• Zwar wurden einige Printmagazine eingestellt – dafür boomen andere, z. B. Landlust. Sogar digitale Pioniere wie die vom legendären Online-Digitalreport „t3n“ setzen auf Papier als Medium für ihre wichtigsten Botschaften.

• Botschaften auf Papier, zum Beispiel in Katalogen und Zeitschriften, werden von den Rezipienten isoliert betrachtet: Keine Bannerwerbung, Einblendungen, sich bewegende Elemente oder Töne für eingehende Nachrichten oder Statusberichte wie auf einem Smartphone – sondern nur der Beitrag, den wir gerade lesen und nur das Medium, das wir gerade in den Händen halten.

• Und bei Verpackungen? Natürlich können physische Produkte jetzt und zukünftig nur physisch, in Gebinden aus Papier, Kartonagen oder Pappen verpackt werden.

• Auch ist Papier häufig State of the Art: Undenkbar, exklusive Geschäftsberichte zu digitalisieren oder bedeutende Anlässe wie Hochzeiten, Geburten, Jubiläen, Vernissagen oder Beerdigungen ausschließlich digital zu verkünden.

• Auch beim Schrifterfordernis ist Papier für Verträge und Amtliches nach wie vor bindend.

Summa summarum hat sich Papier als Träger von Botschaften und besonders häufig im Vergleich zur digitalen Werbung als responsestarkes, wirkungsvolles und/oder praktisches Medium oder  sogar als alternativlos behauptet. Die Papierbranche und die vielen Gewerke im direkten Umfeld dieses analogen Trägers von Botschaften ist so agil und bunt wie nie zuvor.

Ob aus Holzfaser, fasrigen Pflanzen wie Baumwolle, Hanf, Leinen, aus Altpapier, aus Gartenabfällen, Gras, Heu bzw. Stroh oder recycelt aus Altpapier: Noch nie gab es derart viele Papiersorten wie heute – und noch nie war die Branche so lebendig. Das ist keine Nostalgie. Das sind Fakten.

Papier-Spezial auf magazinmedien.de.

Aufgrund der Bedeutung von Papier als Kommunikations-, Verpackungs- und Gebrauchtmaterial haben wir das Thema zusammen mit führenden, nachhaltigen Druck- und Mediendienstleistern beleuchtet und recherchiert. Ab dem 3. Dezember 2019 veröffentlichen wir dazu eine Serie in drei Teilen: www.magazinmedien.de/die_welt_des_papiers

Leser finden dort, kurz formuliert: einen Status quo über grafische Papiere, Pappe bzw. Kartonagen. Wir haben mit dem Forum der grafischen Industrie, der Organisation Two Sides, über ihre aktuelle Broschüre „Mythen und Fakten über Papier“ gesprochen. Wir porträtieren umweltfreundliche Druckereien wie oeding print GmbH, Druckstudio-Gruppe GmbH, DBM Druckhaus Berlin Mitte GmbH, Janetschek GmbH oder Ulenspiegel Druck GmbH & Co. KG, die qualifiziert und zertifiziert nachhaltige Drucksachen produzieren. Wir kamen ins Gespräch mit den Organisatoren des bekannten Qualitätssiegels für vegane Produkte, dem V-Label, u. a. über veganes Papier bzw. vegane Druckprozesse: Papiergroßhändler wie die IGEPA Group vertreiben mittlerweile vegane Substrate, die von führenden Papierproduzenten wie Sappi Europe hergestellt werden, die auch sonst viel in die Nachhaltigkeit investieren. Ein Druckdienstleister, der sogar vegane Aufkleber anbietet, ist die Berliner Kultdruckerei deinestadtklebt.de (Hauptstadtader GmbH). Wir haben mit dem Geschäftsführer Paul Kündiger über seine Motivation gesprochen, zu den ersten vom V-Label zertifizierten Druckerei Deutschlands zu zählen.

Außerdem tauchen wir tief in das Universum der Papiersorten ein. Leser erfahren den aktuellen Stand beim Graspapier, das jetzt aus der Nische zum Trendpapier avanciert. Der Medien- und Graspapierexperte Matthias Durst – diegrasdruckerei.de – stellt den Lesern edle und durchwegs nachhaltige Graspapierdrucksachen vor und erklärt, worauf beim Design bzw. der Druckvorlagenerstellung zu achten ist und beantwortet Fragen zum Thema. Auch kreative Konzepte für Verpackungen und Schachteln sind mittlerweile auf Gras-Karton zu haben, zum Beispiel bei EGGER Druck + Medien GmbH (madika.de).

Wir berichten illustriert über exotische und nachhaltig ausgerichtete und/oder besonders innovative Papiermühlen – zum Beispiel über die exklusiven, Einzelhandels-Papiershops von GMUND. Oder über die Nachhaltigkeitsstrategien der Papierproduzenten Palm, Steinbeis und Leipa. Wir fassen den Status bei Arjowiggins und Scheufelen zusammen oder beschreiben die kreativen Marketingstrategien von Canson mit ihren speziellen Offerten für Künstler. Wir skizzieren die seltene Bierdeckelproduktion der KATZGroup oder die aus Recyclingpapier und Grasfaser gemixten Papiere der Papierfabrik Meldorf.

Sie erfahren, welche Großhändler welche Luxuspapiere und nachhaltigen Sortimente anbieten. Viel Neues also über besondere Dienstleistungen in dem Segment, z. B. das Green-Star-Punktesystem von Antalis. Neben unzähligen neuen und teils aufregenden Papiersorten, die wir vorstellen, erfahren die Leser, was heutzutage in puncto Umweltschutz in der grafischen Industrie State of the Art ist: Blauer Engel, Cradle-to-Cradle, Initiative Pro Recycling, das Thünen-Institut für Holzforschung und viele weitere Fakten. Bei den Recherchen waren wir überrascht und beeindruckt, wie reichhaltig, verantwortungsbewusst, kreativ, innovativ und umweltbewusst die Papierwirtschaft heute ist. Unternehmen, die Nachhaltigkeit und Werbung in Einklang bringen und dabei nicht auf die besondere Wirkung analoger Medien im Marketing verzichten wollen, finden Lieferanten, Trends und Fakten zum Thema – und Absolution für die Nutzung analoger Medien mit absolut gutem Gewissen. Eine exklusive Zusammenfassung der Serie veröffentlicht auch Media Mundo (www.mediamundo.biz), eine Initiative des Fachverband Medienproduktion e. V., voraussichtlich im Dezember 2019.

Autor: Jürgen Zietlow