Weil der erste Eindruck zählt

In dieser Ausgabe beschäftigen wir uns mit den ersten und daher wichtigsten Touchpoints im Internet, wie der Google-Suche, und wo von Unternehmen am meisten Potenzial verschenkt wird.

Studien belegen, dass es nur eine Zehntelsekunde dauert, um jemanden einzuschätzen und einen ersten Eindruck zu gewinnen. Menschen wissen, dass sie sehr schnell einen ersten Eindruck bilden und in ihrer Einschätzung meist auch richtig liegen.
Daher ist es wichtig, dass Unternehmen inklusive deren Marke, Produkte, Services, Leistungen und Personen einen guten ersten Eindruck im Internet machen.

Google
Die Suchmaschine Google gibt es in 170 Sprachen und 193 Ländern mit einem weltweiten Marktanteil von 93 % (statcounter 2020/10). Da liegt es nahe, dass der erste Touchpoint zukünftiger Interessenten und Kunden die Google-Suche ist.
Vor allem in Europa hat sich Googeln zu einem Standard entwickelt, wenn jemand etwas wissen möchte oder benötigt. Drei Viertel starten ihre Recherche im Internet, und diese Zahlen sind aufgrund des mobilen Webs weiter steigend. Es ist schnell und bequem, etwas einzutippen und Vorschläge zu bekommen oder einfach drauflos zu sprechen und Resultate zu erhalten. Und das ist, was wir wollen – jetzt, schnell und bequem.
Darum ist Sich-selbst-Googeln eine Standard-Disziplin für das Marketing, die Personalabteilung und das Management. Selbst einmal zu prüfen, welchen ersten Eindruck Suchende erhalten. Kontrolliert, ja dominiert das Unternehmen die Suchergebnisse oder gibt es jede Menge Optimierungspotenzial, vielleicht sogar schädliche Informationen?

Sich selbst googeln
Am Desktop-Computer zu starten ist hilfreich, da mit großem Bildschirm und Maus die Suchergebnisse effizient kennengelernt werden können. Auf welche Elemente dabei zu achten ist, wird nachfolgend erklärt. Zu prüfen sind die ersten 100 Resultate des jeweiligen Zielmarkts.
Für Österreich ist dies google.at, für Deutschland google.de und so weiter. Da Google auch den Standort des Benutzers feststellt, ist das Ergebnis bei google.de zuverlässiger, wenn die Suche in Deutschland ausgeführt wird. Möglich ist auch, einen Proxy-Server zu verwenden, der vorgibt, dass die Suche aus Deutschland ausgeführt wird.
Hinzu kommt die Verwendung der jeweiligen Landessprache, die in der Schweiz in vier Sprachen angeboten wird. In US-Bundesstaaten wie Kalifornien gibt es auch sehr viele Suchabfragen in mexikanischer Sprache aufgrund der hohen hispanischen Bevölkerungsanteile. Die Sprachen sind abhängig von einer Zielgruppe und könnten somit google.us auf Spanisch sein.
In den folgenden Beispielen wurde google.at auf Deutsch und im Inkognito-Modus benutzt. Der Inkognito-Modus wurde gewählt, damit bisherige Suchen das Ergebnis nicht beeinflussen. Das Inkognito-Fenster kann beim Start des Internet-Browsers gewählt werden.

Google Suggest
Als Erstes fällt auf, dass Google bei einer Eingabe Empfehlungen gibt. Diese Funktion wird Suggest (engl. Empfehlung) genannt. Hier zeigt sich, wie stark die eigene Marke ist oder welche Mängel sie hat. Suggest bietet an, was besonders oft gesucht und geklickt wird, und ist somit ein Indikator für die Wahrnehmung der Marke des Unternehmens.
Suggest unterscheidet je nach Land, Sprache und genutztem Gerät. Auch Jahreszeiten können eine Rolle spielen, da sich das Suchverhalten der Nutzer verändert.

Foto: WDnet Studio/AdobeStock

 

Das Suchergebnis – SERP
SERP bezeichnet eine Suchergebnisseite in Suchmaschinen wie Google. Above the fold, also vor dem Scrollen fallen die ersten Entscheidungen und Klicks unter einer Sekunde. Wenig Zeit, um Suchende zu überzeugen, vor allem, da viele Entscheidungen nun unbewusst ablaufen.
Viele Suchende befinden sich im Scan-Modus und klicken die ersten Treffer an, die relevant erscheinen.

Roter Bereich
Hier zeigt Google bis zu vier Werbeanzeigen mit dem Vermerk Anzeige. Wettbewerber haben das Recht, hier Werbung zu schalten, solange im Anzeigentext Markenrechte nicht verletzt werden. Paradox scheint, auf die eigene Marke/Firma zu schalten, wo man doch auf Position 1 ist.
Wenn kein Wettbewerber Werbung schaltet, kann die Entscheidung sein, den roten Bereich vollständig und in Echtzeit kontrollieren zu wollen. Die Klickpreise sind mit 0,02 Euro bis 0,10 Euro günstig hierfür.
Wenn Wettbewerber hier schalten, kann es langfristig teuer werden. Schalte ich nicht, dann profitiert der Wettbewerb von meinem guten Namen, und Interessenten testen diesen als Alternative. Vor allem bei Hotels holen sich Plattformen wie Booking.com so die günstigsten Conversions/Buchungen.
Wenn Wettbewerber hier schalten, werden Klicks für den eigenen Brand auch teurer. Dies aufgrund des Wettbewerbs im Bieterverfahren, das bei einem späteren Beitrag zu Google Ads genau erklärt wird. Einziger Trost ist, dass für den Wettbewerber diese Klicks viel teurer sind, da dieser nicht die Marke ist.

Vorteile Werbeanzeigen

  • schnell änderbar
  • sehr aktuell
  • kann binnen Minuten erscheinen

Oranger Bereich
Die kostenfreien Ergebnisse werden auch „organische Rankings“ genannt. Um Google dazu zu bringen, das anzuzeigen, was für einen selbst optimal scheint, können im CMS (Redaktionssystem) für jede einzelne Seite Meta-Tags festgelegt werden. Diese werden dann in der ersten Zeile als Title (Titel) und den folgenden Zeilen als Description (Beschreibung) eingegeben und dargestellt.
Google schreibt selbst andere Meta-Tags, wenn die künstliche Intelligenz der Meinung ist, dass die Seite zwar das beste Ergebnis für die Suchabfrage ist, die Meta-Tags aber nicht informativ sind.
Zur Hauptseite kommen noch zusätzliche sogenannte Sitelinks. Im Beispiel sind es sechs Stück. Es könnten jedoch auch zwei bis vier oder nur einzeilige sein. Google erstellt hier Abkürzungen für Nutzer. Welche Seiten werden nach der Hauptseite am Öftesten angeklickt?
Durch geschickt gesetzte Links auf der Hauptseite können Nutzer dazu gebracht werden, diese zu klicken, um so nach und nach für die gewünschten Sitelinks zu sorgen. Dies ist der einzige Weg, und auch der Einfluss auf die gezeigten Links endet bei den Meta-Tags, da Google hier ebenfalls eingreift. Geduld und Durchhaltevermögen ist nötig, wenn hier Änderungen herbeigeführt werden wollen.

Vorteile Organische Rankings

  • kostenlos
  • beliebter als Werbeanzeigen
  • glaubhafter

Sucheingabe „First Kitzbühel“ / Foto: Google.at

Grüner Bereich
Google My Business, auch bekannt als Google Maps, ist der kostenfreie Business-Eintrag von Google und besonders wertvoll für die Suchmaschinenoptimierung (SEO). Der Eintrag ist kostenfrei.
Einen oder mehrere Standorte bei Google My Business zu hinterlegen, bestätigt für Google, dass es das Unternehmen wirklich gibt. Vor allem bei lokalen Suchabfragen punktet ein solcher Eintrag. Binnen Minuten kann es sein, dass das eigene Unternehmen in den Top 10 von Google erscheint, wenn der eigene Eintrag aktiviert wird.
Google zeigt bei Abfragen wie „Immobilien Salzburg“, wo es also viele Standorte als Resultat gibt, das sogenannte Local Pack an. Bei Google USA gibt es bereits eine Funktion, sich hier einzukaufen. Darum jetzt nutzen, solange es noch kostenfrei ist!
Hinzu kommen Informationen über Öffnungszeiten, Adresse, Telefon, Kontaktformular oder Termin-Reservierung sowie Beiträge wie in einem Social-Media-Kanal, Events, aber auch Produkte und Leistungen, Bilder, Videos uvm.
Zu guter Letzt kann von hier aus die Navigation mit Auto, Öffi, Rad oder zu Fuß gestartet werden. Aber auch die sehr wertvollen Sterne-Bewertungen und der Einbau in die eigene Webseite sind möglich.

Vorteile Google My Business

  • kostenlos
  • einfachster Weg in die Top 10
  • wenig genutzt vom Wettbewerb

Weitere Darstellungen
Je nach gesuchtem Thema zeigt Google zusätzliche oder gesammelte Informationen an. Das können Shopping-Ergebnisse, News, Events, Bilder, Videos uvm. sein.
Sehr deutlich werden diese Darstellungen bei einer Google-Suche nach

  • US Präsidentschaftswahl
  • US Präsidenten
  • Corona
  • Maroni braten

Warum Seite 1 nicht reicht
Die Empfehlung lautet, die ersten zehn Seiten zu prüfen. Die vergiftete Bewertung oder der wunderbare Beitrag kann erst auf Seite 8 angezeigt werden. Hier ist ein Gegensteuern oder ein Bedanken noch notwendig.
Bei auffälligen Ergebnissen werden Notizen und Screenshots darüber gemacht, wann, wie und welches Ergebnis gefunden wurde. URLs aus der Browserzeile zu speichern, falls eine nachfolgende Aktivität notwendig wird, kann sehr hilfreich sein.
Mobile Suchergebnisse sollten tatsächlich auf einem Mobiltelefon ausgeführt werden. Im Browser am Computer ein Mobiltelefon zu simulieren, bringt nicht die gleichen Resultate wie am Smartphone. Hinzu kommen zusätzliche Erkenntnisse und Überraschungen, da bereits 70 Prozent der Erstbesucher über Mobile kommen, das Marketing aber nach wie vor am Desktop arbeitet und nur dessen Google-Resultate kennt.

Einmal und nie wieder?
Ein Kalender-Eintrag, um diesen Check ein, zwei Mal im Jahr auszuführen, gehört zur Basis des Online-Marketings. Beim zweiten Mal geht dies viel rascher, da in den Google Top 100 wenig Bewegung durch Neuzugänge ist.
Dies wird klar bei der Nutzung von Google Alerts. Ein Dienst von Google, der per E-Mail über neu hinzugekommene Resultate informiert. Es gibt dann beim laufenden Check wenig neue Ergebnisse, die bis dato noch unbekannt waren.

Suchabfrage Immobilien Salzburg / Foto: Google.at

Da war doch noch etwas
Genau, all die anderen Seiten der Welt, die über einen Suchschlitz verfügen. Das sind regionale Suchmaschinen wie Bing, Yahoo, Baidu oder Yandex, aber auch Social-Media-Seiten wie YouTube, Facebook, Pinterest, LinkedIn und viele mehr.
Die Erfahrung zeigt, dass hier oftmals Informationen, Seiten, Kanäle aufscheinen, die von Mitarbeitern angelegt wurden, die das Unternehmen schon lange verlassen haben.
Auch User-generated Content, also von Nutzern erstellte Inhalte, werden so oftmals erst gefunden. Viele Unternehmen und Personen verlassen sich darauf, dass im Netz nur landet, was selbst hochgeladen und bereitgestellt wurde. Zumeist ist die Überraschung bei Firmen groß, was bei solchen Top-100-SEO-Checks alles gefunden wird.

Wir wünschen Ihnen spannende Stunden bei der Prüfung Ihrer Resultate!

Michael Kohlfürst

Michael Kohlfürst / Foto: Promo Masters

 

Tipps zum Sich-selbst-Googeln

  1. Wiederkehrend ausführen, Kalender-Eintrag machen
  2. Mit Google starten
  3. Auch andere Kanäle durchsuchen
  4. Alle Gerätekategorien wie Mobile, Tablet und Desktop verwenden
  5. Google Alert aktivieren
  6. Auffällige Ergebnisse rechtssicher dokumentieren
  7. Selbst Content verteilen, um mehr Kontrolle über die Top 100 zu haben