„Dossier“ – Mit Crowdfunding gegen „grobe Einschnitte“

Die Rechercheplattform „Dossier“ steht unter wirtschaftlichem Druck. Als Ursache wird das Ende der Recherchen für die ORF-Late-Night-Satireshow „Gute Nacht Österreich“ angeführt. Diese stellten eine wichtige Einnahmequelle dar. Um in der derzeitigen Form weiterarbeiten zu können und keine „grobe Einschnitte“ vornehmen zu müssen, hat die Plattform eine Crowdfunding-Aktion gestartet. Ziel ist es, bis Ende April 1.000 neue „Dossier“-Mitglieder zu gewinnen.

„Die Lage ist ernst. Wir machen das nicht zum Spaß“, sagte der stellvertretende Chefredakteur Georg Eckelsberger in einem Video-Statement der Redaktion auf dem Youtube-Kanal von „Dossier“. Man brauche jetzt einen „kräftigen Schub“, um über „diesen Berg, vor dem wir stehen“ zu kommen. Das Mitgliedermodell sei zwar erfolgreich, aber wachse nicht schnell genug, so Eckelsberger.

Sollte man genügend neue Mitglieder finden, wäre die Rechercheplattform künftig unabhängiger von externen Aufträgen. Das Magazin könne zudem häufiger erscheinen. Auch mehr Weiterbildung wolle man anbieten, stellte die Plattform in Aussicht und kündigte an, bis Ende des Monats täglich einen neuen Grund zu liefern, warum „Dossier“ unterstützenswert sei.

Anfang April hatte „Dossier“ 2.005 Mitgliedschaften, um das Ziel zu erreichen, ist eine Steigerung von rund 50 Prozent nötig. Eine Mitgliedschaft kostet 52 Euro im Jahr und beinhaltet unter anderem alle erscheinenden Magazine in Printform bzw. die bereits erschienenen in digitaler Form. Für die teuerste Variante der Mitgliedschaft um 1.200 Euro („KronzeugIn“) ist auch ein gezeichnetes persönliches Porträt dabei.

Dass „Dossier“ nicht länger für „Gute Nacht Österreich“ mit Peter Klien recherchieren konnte, sei „ein Schock“ gewesen. Das Late-Night-Satireformat wurde Ende Jänner zum vorerst letzten Mal ausgestrahlt. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz kündigte damals jedoch auf Twitter an, dass die Show mit richtigem Sendeplatz und neuem Konzept neu starten solle. Lisa Totzauer, Channelmanagerin von ORF 1, meinte gegenüber der „Kleinen Zeitung“, dass es ab Frühherbst eine reformierte Version geben könne, „die leichter in der Anmutung und weniger gepresst daherkommt“.

Der ORF hielt gegenüber der APA in einer Stellungnahme fest, dass das größte Medienunternehmen des Landes „im Austausch“ mit Peter Klien sei. Zum jetzigen Zeitpunkt könne man jedoch keine Details zu einer Weiterentwicklung des Formats kommunizieren. Ob eine erneute Zusammenarbeit mit „Dossier“ denkbar sei, blieb damit unbeantwortet.

Mit „Dossier“ seien bisher keine Gespräche bezüglich einer potenziellen Mitarbeit für einen Neustart geführt worden, sagte Eckelsberger zur APA. Sie wären offen für Gespräche, was angesichts der derzeitigen Notlage und dem theoretischen Sendestart im Herbst, aber nicht viel ändere, so der stellvertretende „Dossier“-Chefredakteur.