Aung Suu Kyi verteidigt Urteil gegen Reuters-Reporter

Die burmesische Regierungschefin Aung San Suu Kyi hat die Verurteilung zweier Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters verteidigt. Das Urteil habe nichts mit Meinungsfreiheit und der Arbeit als Journalisten zu tun, sagte die Friedensnobelpreisträgerin am Donnerstag auf einem Wirtschaftsforum des Verbandes südostasiatischer Staaten (ASEAN) in Hanoi.

Das Gericht habe festgestellt, dass die Journalisten das Gesetz für Staatsgeheimnisse verletzt hätten. Die beiden Reporter Wa Lone und Kyaw Soe Oo waren Anfang September zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Sie hatten sich mit dem gewaltsamen Vorgehen gegen die muslimische Minderheit der Rohingya im Land beschäftigt und bei ihrer Festnahme für einen Artikel über die Ermordung von zehn Männern und Buben recherchiert, die dieser Volksgruppe angehörten.

Suu Kyi sagte, die Verurteilten hätten das Recht, gegen das Urteil Berufung einzulegen und deutlich zu machen, warum es aus ihrer Sicht falsch sei. Der Prozess und jede Anhörung seien öffentlich gewesen. Wenn jemand der Ansicht sei, dass es sich um ein Fehlurteil handle, solle er es begründen, sagte die Politikerin.

Die Vereinten Nationen hatten nach der Verurteilung der beiden Journalisten schwere Vorwürfe gegen Myanmar erhoben. Regierung und Militär unterdrückten dort mit einer politischen Kampagne unabhängigen Journalismus, erklärte das UN-Menschenrechtsbüro in Genf. Vage und weitreichende Gesetze würden dazu genutzt, Reporter strafrechtlich zu verfolgen und zu verurteilen. Es sei für Journalisten unmöglich geworden, ihrer Arbeit ohne Angst nachzugehen.

US-Vizepräsident Mike Pence hatte Myanmar zur sofortigen Freilassung der Journalisten ausgefordert. „Wa Lone und Kyaw Soe Oo sollten gelobt und nicht verhaftet werden für ihre Arbeit, die Menschenrechtsverletzungen und Massentötungen aufdeckte“, forderte Pence.

Suu Kyi, die für ihren jahrelangen Kampf um Demokratie in Myanmar international geehrt worden war, schwieg lange zu den Gewaltakten des Militärs gegen die Rohingya. Mehrere Organisationen erkannten Suu Kyi deswegen die ihr verliehenen Auszeichnungen wieder ab.