Red-Bull-Verlagschef: „Wir machen keine Dramamedien“

Das Red-Bull-Verlagshaus will im kommenden Jahr einen noch stärkeren Fokus auf das Digitale legen und die Angebote rund um das erfolgreiche „Servus in Stadt und Land“ ausbauen. Außerdem sind mehrere regionale Specials geplant. Das Thema Corona spielt dagegen kaum eine Rolle in den Magazinen. „Es gibt vieles, was die Menschheit gerade braucht, aber ein wesentlicher Punkt ist Optimismus. Wir machen keine Dramamedien“, sagte Geschäftsführer Andreas Kornhofer im APA-Interview.

Gemeinsam mit Stefan Ebner, Managing Director Publishing, ist er für Red Bull Media House Publishing verantwortlich. „Wir wollen, dass man ‚Servus‘ als Gesamtmarke erleben kann“, sagte Kornhofer. Wer das Magazin abonniert – alleine in Österreich gibt es laut Verlag knapp 70.000 zahlende Abonnenten – soll in Zukunft zusätzliche Angebote wie exklusive Bewegtbildgeschichten, Services wie Frühbuchermöglichkeiten beim Urlaub oder spezielle Angebote beim „Servus“-Marktplatz erhalten.

Wie das Bezahlmodell dafür aussehen soll, steht noch nicht fest. „Da gibt es mehrere Herangehensweisen, die wir noch diskutieren“, sagte Ebner. Für nächstes Jahr sind außerdem mehrere regionale Specials des „Servus“-Magazins geplant. Unter anderem will man dem Salzkammergut, der Donauregion und dem Allgäu ein eigenes Heft widmen.

Das Thema Coronakrise findet sich in den zahlreichen Magazinen des Red-Bull-Verlagshauses und ihren Online-Auftritten kaum. „Wir hecheln sicher nicht mit der Tagesaktualität mit. Das ist nicht die Aufgabe unserer Medien“, sagte Kornhofer. „Wir werden als Medienkonsumenten mit so viel belastender Information konfrontiert und da setzen wir als Medienhaus ganz bewusst einen Kontrapunkt. Nicht, weil wir Realitäten ausblenden wollen – wir beschäftigen uns natürlich privat damit – aber ich glaube, dass die ganz klare positive Ausrichtung unserer Medien wichtig ist.“

In der Krise zeige sich, dass man „die richtigen Produkte zur richtigen Zeit“ habe. „Wir sind in der schönen Situation, dass wir Medien haben, die jetzt auch passen“, sagte Kornhofer. „Die Corona-Situation war natürlich auch ein Brandbeschleuniger – im Negativen, aber auch im Positiven.“ Regionalität, Gesundheit und Eigenverantwortung seien heute wichtiger, als sie es noch vor einem Jahr waren.

Im Anzeigenbereich habe der Magazinverlag die Pandemie natürlich „massiv gespürt“. Seit Mitte des dritten Quartals sei die Entwicklung aber wieder eine positive. „Im Anzeigengeschäft ein blaues Auge, im Vertrieb ein dickes fettes Smiley“, fasste Kornhofer die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise zusammen.

Während des ersten Lockdowns entwickelte das Red Bull Media House Publishing gleich zwei neue Medien. Im Juni erschien erstmals das Lifestyle-Magazin „Organics“, Ende August wurde die erste Ausgabe der neuen „Bühne“, die Red Bull vom VGN-Verlag übernommen hat, veröffentlicht.

„Hochwertige Printmedien bekommen in der Kommunikation wieder eine viel stärkere Rolle, als man noch vor wenigen Monaten geglaubt hat“, ist Ebner überzeugt. „Man braucht Print zur Markenbildung und zur Markenbindung. Dieser Trend wird sich aus unserer Sicht verstärken. Trotzdem haben wir einen klaren digitalen Fokus.“ Was die Umsatzentwicklung betreffe, habe man im heurigen Jahre „gerade im im Digitalen massiv zugelegt“.

In allen Produkten spiele der „positive Zugang zum Leben“ eine Rolle. „Wir sind sicher nicht die Medienmacher, die sagen, Bad News sind uns die liebsten News, ganz im Gegenteil. Wir versuchen immer, einen positiven Spin mitzugeben“, sagte Ebner. Die „Bühne“ sei ein gutes Beispiel dafür. „Das ist kein klassisches Produkt für die Hochkultur. Die kommt natürlich auch vor, aber unser Zugang ist breiter. Es geht uns primär um die Herzensbildung.“

Der Abgang von Gerrit Meier, Chef des Red Bull Media Networks, im Frühjahr habe zu keiner Neuaufstellung im Haus geführt. Die verschiedenen Media-Units, dazu zählen Servus TV, die Filmproduktionsfirma Terra Mater, der Publishing-Bereich mit den Magazinen und der Buchverlag, arbeiteten eigenständig, so Kornhofer. „Wir können sehr frei agieren. Aber natürlich haben wir immer auch die Familie im Blick.“

Zum Nachfolgeprojekt von „Addendum“ wollte er noch nichts sagen. „Wir reden dann über Dinge, wenn sie spruchreif sind.“ Neue Projekte sind jedenfalls gut vorstellbar. „Wir sind nicht auf Defensivkurs, sondern auf Offensivkurs. Wir glauben an das Bedürfnis nach hochwertigen Medien und da gibt es noch viele Spielfelder“, sagte Kornhofer.

Einen großen Fokus setzt der Verlag auf das Segment Corporate Publishing. „Wir fahren eine ganz klare Zwei-Säulen-Strategie: das traditionelle Publishing mit den Produkten, die wir selbst verlegen, und das Storytelling im Namen der Marken unserer Partner“, sagte Ebner.

Als das Red Bull Media House 2007 gegründet wurde, „haben alle noch schief geschaut“, so Kornhofer. Heute versuchten viele Konzerne, Medienhäuser aufzubauen. „Wir haben sicher einen Vorsprung, was die Erfahrung anbelangt und wir verstehen Marketing und Journalismus. Das klingt wie ein Gegensatz, aber Marketing hat in hohem Maß mit Storytelling zu tun“, sagte Kornhofer.

Neuestes Beispiel dafür ist das Magazin „365 Tage“, das gemeinsam mit „Intersport entwickelt wurde. In der ersten Ausgabe der Zeitschrift, die dreimal jährlich mit einer Gesamtauflage von knapp 400.000 Exemplaren erscheinen soll, sind Porträts mit Geheimtipps zu verschiedenen Regionen, Interviews mit Sportexperten sowie Produktstrecken zur Ausrüstung für Wintersportler zu finden.